Gestern war eigentlich der große Tag – der errechnete Geburtstermin für unser kleines Bündel Glück, den Rocker, wie ich ihn aufgrund seiner kontinuierlichen, starken Tritte und Aktionen in meinem Bauch nenne. Aber der junge Mann lässt sich Zeit, hat es sich in seinem aktuellen Zuhause nochmals bequem gemacht – und heute muss ich sagen, zum Glück, denn die letzten Tagen waren eine Achterbahn der Gefühle. Aber dazu gleich mehr…
Wochen, Monate, eine gefühlte Ewigkeit wartet man auf den Tag, an dem es dann soweit sein soll – und dann kommt es doch anders. Zwar hört, liest und weiß man um das typische „Übertragen“, gerade bei Erstgeborenen, aber die letzten Tage rund um den Geburtstermin ziehen sich wie Kaugummi, bis es dann wirklich soweit ist. Was war das für eine Zeit, die Schwangerschaft, diese letzten 9 Monate. Und nun sind sie dann „so einfach“ vorbei, eine Berg- & Talfahrt durch Gefühle, körperliche Veränderungen, Umstellungen im Alltag, Verzicht und Zugständnissen. Eine Zeit geprägt von Staunen, Unwissenheit, Vorfreude gepaart mit Ängsten und Bewusstwerden der eigenen Grenzen.
Ich ertappte mich immer mal wieder dabei, wie ich im Stillen darüber nachdachte, ob ich etwas Grundlegendes in dieser Zeit verpasst oder falschgemacht hatte, dass ich bestimmte Augenblicke, Gefühle oder Phasen nicht ausreichend genossen oder anders hätte gestalten müssen. Dass ich bewusster mit den 9 besonderen Monaten hätte umgehen müssen, mit diesen besonderen Monaten voller Hochs & Tiefs, die mir von vielen als „die heiligste und schönste Zeit im Leben einer Frau“ beschrieben wurden. Auf einmal liegen sie hinter mir, diese Monate. Und man verbringt die Kaugummi-Tage voller Spannung und dem finalen Gefühl, dass es jetzt gut ist, und es losgehen kann, losgehen mit dem neuen Leben.So war es auch für mich trotz Wal-Bauch keine Frage, dass ich die letzen Tage (sofern ich mich fit und mobil genug fühle) mit schönen Dingen verbringe, mich ablenke, mir die Zeit vertreibe – und auch nochmal den ein oder anderen Moment wie Kaffeetrinken mit Freunden, eine kleine Wellness-Runde oder ein schönes Essen im Lieblingsrestaurant genieße. Alles Sachen, für die ich perspektivisch in den kommenden Monaten entweder keine Zeit oder Möglichkeit haben werde.
Am Freitag dann der Mega-Gau: Nach einem Frühstück mit einer Freundin machte ich mich auf den Weg zur verabredeten Abholstelle, an der mich der künftige Papa einsammeln sollte. Ich weiß nicht mehr, wie es zu dem Straucheln und Stolpern auf dem stinknormalen Fußweg kam, ich weiß nur, dass ich spürte: Ich falle! Ich falle direkt auf meinen Bauch, auf mein Baby, oh mein Gott!
3 Ausfallschritte später merkte ich das Brennen an der Hand, im Gesicht, den Schmerz im Arm und den fürchterlichen Aufprall auf meinen so runden Bauch. Ein Gefühl, für das ich auch auch heute, 4 Tage später, keinen Namen finden kann.
Ich rappelte mich auf, weinte und wimmerte vor Panik. Eine liebe Passantin war sofort zur Stelle um mir zu helfen, während ich immer wieder nur „Oh nein, mein Baby!“ rief. Blanke Panik: Ich spüre ihn nicht, bitte tritt mich mal, aua, alles tut weh, warum kommt der Krankenwagen nicht, den ich zitternd gerufen habe…
Wenige Minuten später, in diesem Moment eine gefühlte Ewigkeit, treffen Papa und Sanitäter ein. Es geht in die Klinik. Nach weiteren 8 Stunden dann die Gewissheit: Dem kleinen Rocker scheint es gut zu gehen, aber ich muss bleiben, überwacht werden, ob sich noch etwas tut. Verletzungen, Unterversorgung… Ein Chaos der Gefühle, keine Kraft mehr, Angst.
Der linke Ellenbogen hat einen Bruch in der Gelenkkapsel und eine Punktion mitgenommen, das Gesicht hat eine bleibende Erinnerung an die letzten Tage vor der Geburt erhalten. Aber alles kein Drama – denn da ist dieses hilflose Wesen in meinem Bauch, um das wir solche Angst haben.
Am Sonntag darf ich die Klinik verlassen, es scheint mit dem kleinen Rocker alles ok zu sein. Er wuselt munter im Wal-Bauch, meldet sich mit voller Kraft und hat mehr Aufmerksamkeit denn je, wenn das möglich ist. Ein Gefühl, das keinen Namen kennt.
Da gibt es nichts mehr zu verpassen, da gibt es kein Gefühl, etwas anders gemacht haben zu müssen, es gibt nur noch das (noch) tiefere Bewusstsein einer riesigen Verantwortung und einer unfassbar großen Liebe für einen Menschen, den man noch gar nicht kennt. Ein Gefühl, das keinen Namen kennt.
Gepaart mit einem Gefühl für etwas ganz Großes, das man nur schwer beschreiben kann, für dieses neue, kleine Leben, für den kleinen Rocker, der nichts kann, nichts weiß, so hilflos ist. Ein Gefühl, das bislang keinen Namen kennt.
Ein Gefühl bleibt: DANKBARKEIT. Dankbarkeit, dieses Wunder erleben zu dürfen. Dankbarkeit dafür, dass wohl alles gut gegangen ist. Dass der Rocker mich quält und tritt. Dass es noch schmerzerfüllte aber auch umso glücklichere Tage geben wird. Dankbarkeit für die Tapferkeit des kleinen Kerls, die er schon jetzt bewiesen hat.
Daher schon vorab, heute:
Danke an die, die da waren, die mir / uns in all‘ den Monaten zur Seite standen, egal, wie gut oder schlecht es mir / uns in den einzelnen Phasen ging.
Danke an die, die es gut meinten, mit ihren Ratschlägen, die man manchmal dankbar entgegen genommen hat, manchmal aber auch nicht hören wollte.
Danke für all‘ die Liebe, die geteilte Vorfreude und das geteilte Glück!
Danke aber auch an die, die nicht da waren, die einem in wichtigen Zeiten wie diesen die Augen öffnen und zeigen, welchen Platz man in ihren Leben hat. Auch Erfahrungen wie diese lassen wachsen und bewusst(er) werden.
Die nächsten Tage wird es hier ruhiger werden. Denn irgendwann kommt er jetzt zu uns, der kleine Rocker.
Und auf diesen Moment möchte ich mich jetzt voll und ganz konzentrieren. Es richtig machen, wenn man das überhaupt kann. Ein Gefühl, das keinen Namen kennt.
Eure
Jane
(…die diesen Post nur mit einer Hand tippen konnte…)
Foto-Credit: Alles Fotos sind Eigentum von cookies for my soul.
8 Kommentare
12 aus 2015 – ein Blick zurück, ganz viel Dankbarkeit und Vorfreude auf all’ das, was kommt! | cookies for my soul
31. Dezember 2015 at 10:01[…] bange Momente um den kleinen Rocker im Bauch (wie z.B. hier) und der Tod meines geliebten Opas achten das sonst so bunte und hoffnungsvolle Jahr im […]
Laura
7. Oktober 2015 at 13:22Na das ist sicherlich eine total aufregende Zeit für euch! Ist euer kleiner Liebling denn mittlerweile schon da? Ich habe deinen tollen Blog auf Instagram entdeckt, deine Mallorca-Fotos finde ich super. Ich wohne auch zeitweise auf der Insel. Viel Glück mit eurem Kleinen! Und wenn du Lust hast, schau auch mal bei mir vorbei 😉 Liebe Grüße, Laura
http://www.hollylovespaul.com/
cookiesformysoul
17. Oktober 2015 at 08:46Liebe Laura, danke für Deinen lieben Kommentar! Deinen Blog kenne ich auch und schaue oft vorbei! Mallorca ist wirklich besonders und man wird nie müde, dorthin zu fliegen und immer wieder (unglaublich) Neues zu entdecken oder einfach die Seele baumeln zu lassen.
Der kleine Rocker wurde am 12.9. geboren und bereichert seitdem unser Leben. Bin schon gespannt, weil der erste Inselaufenthalt mit ihm wird! LG, Jana
Sabrina
9. September 2015 at 13:43Liebe Jana,
was für ein wunderschöner anrührender Beitrag, der mich an die Geburten meiner Kinder denken ließ, die jetzt schon über 9 und 12 Jahre her sind. Genauso habe ich mich vor beiden Terminen gefühlt: Von Liebe erfüllt und unendlich dankbar. Es ist so ein wunderschönes Gefühl, ein kleines Wesen, auf das man sich schon lange freut und spürt, endlich in den Armen halten zu können. Alles Gute für Euch drei. Geniesst die Zeit!! Ich freu mich schon auf das erste Foto und den Namen 🙂 Ganz liebe Grüße, Sabrina
cookiesformysoul
9. September 2015 at 14:39Danke, Herzchen! Wir sind so ungemein gespannt, vor allem will man ja endlich die Gewissheit haben, dass alles ok ist. Ich freue mich auf unser Treffen in Börlin – dann mit dem Rocker in der Karre! Drücker, Jana
Sabrina
9. September 2015 at 14:41Supi, da freue ich mich!! Schiebe gerne.. Mache es gut, bis bald –
Petra Schweiger
9. September 2015 at 12:29Hallo Jana,
mit Schrecken habe ich von dem Sturtz gelesen. Jetzt bin ich erleichtert, das alle OK ist. Ich wünsche euch eine wundervolle Zeit und bin froh, dass es Dir wieder besser geht.
Wir kennen uns leider nicht, aber uns verbindet mein Geburtsort Hannover und unsere zweite Heimat Mallorca.
Alles alles Gut für euch, Petra
cookiesformysoul
9. September 2015 at 13:27Danke, Petra, lieb von Dir!