Auch in 2016 stand für mich mein Ritual zum Jahresende fest: Die Suche nach meinem ganz persönliches Wort des Jahres, das Wort, welches meine letzten 12 Monate am besten wiedergibt. Ich wollte auch dieses Mal jeden einzelnen Monat Revue passieren lassen, um über all‘ die schönen Momente, die weniger tollen Augenblicke, die Menschen um mich herum und über all‘ das nachzudenken, was mich glücklich, traurig oder nachdenklich, vielleicht sogar schlauer und dankbar gemacht hat. Jedes Jahr ist dieser Rückblick ein besonderes Ritual. In diesem Jahr jedoch, stand mein „Wort 2016“ schon fest, bevor ich mir überhaupt nähere Gedanken dazu machen konnte. Das wurde mir nochmal bewusst, als ich in unserem Weihnachtsurlaub realisierte, dass ich es in diesem Jahr einfach nicht entspannt schaffen würde, meinen Jahresrückblick zu schreiben. Und so verschob ich dies auf den Beginn von 2017. Doch dazu später mehr…
Das Jahr 2016 war so besonders, wie kaum ein anderes Jahr zuvor. All‘ die Ereignisse und Erlebnisse haben es so bunt und lebenswert gemacht, dass ich meine Schwierigkeiten hätte, die schönsten zu benennen. Der Rocker wurde getauft, wir planten und feierten unsere Hochzeit auf der Herzensinsel, Rockers erster Geburtstag stand ins Haus.
Wir durften zahlreiche kleine und große Urlaube erleben, sei es auf Mallorca, in Heiligendamm, in Bad Gestein oder in Como. Liebe Freunde standen an unserer Seite: als Unterstützung und Seelenstreichler, wenn es mal hektisch wurde, als Sparringpartner, wenn es was zu feiern und zu genießen gab. Es wurde lecker gegessen, gekocht, getrunken. Die Familie war oft zusammen, feierte, hoffte, lachte und genoss gemeinsam die besondere Momente.
2016 war reich an Liebe und Freundschaft, reich an Fülle schöner Momente, reich durch die kleinen Dinge des Alltags, die der Rocker maßgeblich bestimmte. So könnte „Reichtum“ ein schönes Wort für das hinter mir liegende Jahr sein.
Es war aber auch ein Jahr des Lernens, gerade für mich. Ich musste an vielen Tagen lernen loszulassen, zu verzichten, mit meinen Ängsten umzugehen. Ich lernte gelassen zu bleiben in Momenten, die alles andere als einfach waren. Ich musste Menschen gehen zu lassen, die mir wichtig waren, Entscheidungen treffen, die ich im Leben als Nicht-Mama vielleicht ewig vor mir hergeschoben hätte. War „Lernen“ vielleicht mein Wort des Jahres?
Schlafmangel, Mangel an Organisation und Mangel an Ruhe, allesamt bedingt durch das Leben als Eltern, brachten mich & uns in diesem Jahr an die ein oder andere Grenze. Bettdecke über den Kopf. Den Aus-Knopf drücken. Pause. Zeit einfrieren. Das dachte ich so oft in 2016. Die schönen Momenten und die Aussicht auf all‘ das, was vor uns lag, brachte mich aber immer wieder auf die Füße. Was bleibt, ist eine bleiernde Müdigkeit und eine nicht enden wollende To-Do-Liste. Ist das Wort also „Mangel“? Bestimmt nicht, denn das Jahr war so viel reicher an schönen Dingen.
Dann waren da noch diese Momente voller Sorge und Angst, als der kleine Rocker zum Beispiel gleich zu Jahresbeginn zwei Mal ins Krankenhaus musste. Als ich selber Diagnosen vom Arzt bekam, die mir schlaflose Nächte bereiteten. Überhaupt war Angst ein schleichender Begleiter, den ich seit der Geburt des Rockers oft nicht ablegen kann. Auch so ein (neues) Gefühl, welches manche Tage schwierig machte.
All‘ diese Erlebnisse und Gefühle ließen dann final bei mir ein Wort zurück, welches das Jahr 2016 am besten beschreibt: ZEIT. Zwar ist uns allen der Umstand, dass Zeit endlich ist und dass wir diese nicht vergeuden sollten mehr als nur klar, aber dies auch so deutlich über das gesamte Jahr hinweg zu empfinden, das war für mich etwas Großes! Es war fast nie wirklich Zeit für etwas, so vieles musste, sollte, war mit Terminen belegt, fühlte sich gehetzt an, war unaufschiebbar, wichtig. An Zeit magelte es an so vielen Tagen. Und es gab so viele Momente, in denen ich die Zeit einfach genießen wollte und gerne noch so viel mehr davon in einer Tupperdose in der Tasche gehabt hätte.
Die Zeit mit dem kleinen Rocker ist in jeder Sekunde kostbar, egal, wie anstrengend ein Tag und wie kurz die Nacht doch ist. Keine Minute kommt je zurück, keins seiner ersten Worte wird er nochmal zuerst vor sich hin brabbeln. Keine seiner Gesten, seine Mimik, seine Reaktionen auf diese große unbekannte Welt, die er gerade kennenlernt, werden je wieder neu sein. Sein verfliegender Babyduft, das Selbständigwerden, das eigenständige Essen, seine klaren Willensbekundungen (ja, auch machmal sehr laut!) machten ihn in diesem Jahr vom Baby zum Kleinkind. Die Zeit kommt nicht zurück.
Zeit mit meiner Familie, meinen Freunden, Zweisamkeit mit meinem Mann neben unserem
24-7-Job als Eltern, Zeit zum Träumen, zum entspannen Essen, für ein Glas Wein bei Kerzenlicht, Zeit für ein Bad oder ein ruhiges Telefonat… diese Momente schätzte ich in 2016 mehr als je zuvor, denn der Faktor Zeit ist als Mama, ist als Eltern knapp geworden. Ich habe nicht ein Buch gelesen, habe alle so wundervollen Ereignisse wie unsere Inselhochzeit und unsere Urlaube im Dauerlauf geplant und umgesetzt (alle, die mich gut kennen, wissen dass das sonst so nie der Fall gewesen wäre, seufz), ich habe Sport als nur mäßig betrieben, oft erst nachmittags die Zeit zum Duschen gefunden und konnte meinen Blog vielleicht nicht so pflegen und füttern, wie ich es gerne gemacht hätte. Immer fehlte da diese verrückte Zeit, manchmal auch für die ganz banalen Dinge im Leben. Ich verstehe auch jetzt ein bisschen sehr viel besser den Wunsch meiner Eltern für mehr gemeinsame Zeit. Sie verfliegt so schnell….
Aber ich möchte nicht tauschen. Mit niemandem. Mit nichts. Ich nehme für mich nur mit, dass ich anders priorisieren muss, auch wenn es mir schwerfällt, wo ich doch so gerne alles gleichzeitig wuppe und eher die Ich-kann-alles-ich-will-alles-und-zwar-sofort-Frau bin. Zeit kann man nicht konservieren, nicht erzwingen, nicht vermehren, nicht anpflanzen oder ihren Lauf verändern. Sie ist neben Gesundheit wirklich DAS wichtigste Gut überhaupt. Und manchmal ist es so wichtig, sich dies auch bewusst zu machen.
Und so saß ich Ende Dezember in Bad Gestein, mit diesem inspirierenden Blick auf das Gasteiner Tal, im schönen Haus Hirt und vor meinen Augen waberte mein Jahresrückblick. Fast schon erdrückend. Ich war angeschlagen, kränkelte durch den Urlaub, der Rocker hatte sich angesteckt und die Tage verlangten nach Ruhe und Seelenbaumel. Ich empfand diesen für mich so wichtigen Rückblick bedrohlich. Der dazugehörige Blogpost erdrückte mich. Das wollte ich nicht. Und wie so oft in diesem Jahr trat ich einen Schritt zurück und priorisierte um. Kein Rückblick mehr in 2016. Es war dafür einfach kein Zeit, so vieles einfach wichtiger: meine kleine Familie und unser Urlaub, unsere Gesundheit, Ruhe, den Blick schweifen lassen, den Kopf so gut es geht ausstellen und das Jetzt genießen…. und es fühlte sich verdammt gut an.
So nehme ich das Thema Zeit mit ins Jahr 2017 und werde mit diesem Gut anders umgehen – habe ich mir jedenfalls vorgenommen. Und ich hoffe, dass Ihr lieben Blogleser meine Entschuldigung für 2017 schon jetzt annehmt: Wenn es mal etwas ruhiger auf dem Blog sein sollte, dann lese ich mit dem Rocker gerade die Hasengeschichte oder gucke ihm beim Schlafen zu. Oder ich gehe eine Runde durch den Wald, um Energie zu tanken für denn teils verrückten Alltag. Vielleicht erkunde ich mit meinem Mann auch gerade einen neuen, besonderen Platz auf meiner Herzensinsel Mallorca, den ich Euch dann mit Muße und Ruhe vorstellen werde. Ich bin jedenfalls nicht weg, sondern nehme mir einfach etwas mehr – Zeit. Für die wichtigsten Dinge im Leben, Gesundheit, Familie, Freunde und Liebe.
Auf ein glückliches, zufriedenes und gesundes 2017, in dem ich uns allen mehr Zeit für die Aufgaben des Lebens, aber auch für die besondere Momente wünsche, die uns so glücklich machen.
Eure
Jane
Foto-Credit: 1 & 7 von Maria Hibbs, 5 & 6 von Anja Schneemann, 2,3 und 4 von cookiesformysoul.
2 Kommentare
Sabrina
4. Januar 2017 at 11:46Liebe Jana, das hast Du zauberhaft geschrieben! Ja, es stimmt, man sollte tatsächlich jede Sekunde, gerade mit Kindern genießen!! Meine werden schon 14 und 11 und letztens meinte jemand zu mir: Bald fährt die Große bestimmt nicht mehr mit Euch in den Urlaub. Und obwohl ich mir das gar nicht vorstellen kann, wird es so sein! Ich hoffe, unsere Leser mögen uns auch, wenn ein Beitrag nicht pünktlich erscheint. Wir sind ja auch Menschen und keine Maschinen! Ich freue mich auf ein tolles 2017 mit Dir und viele entspannte Beiträge und Euch ein ruhiges genussvolles Leben mit dem süßen Rocker! Küsschen, Sabrina
cookiesformysoul
4. Januar 2017 at 12:57Liebe Sabrina, soooo lieben Dank für Deine Worte… Es ist echt irre, wie sich viele Blickwinkel mit Kindern ändern und wie vieles relativ wird. Der Rocker hat vieles mit und in mir verändert. Das ist schön, manchmal beängstigend. Aber so wertvoll und mit nichts vergleichbar. Nichts ist wichtiger. Darum genieße auch Du jede Sekunde mit „Deinen Großen“…
Und: Ich denke, dass das Leben 1.0 immer Vorrang hat und haben sollte. Und unsere Blogs sollen ja auch nicht verbissen Post für Post unters Volk jubeln, sondern authentisch sein. Und da kommt das richtige Leben nun manchmal „dazwischen“ – bei aller Leidenschaft für Schreiben…
Ich freue mich auf Deine Posts und ein baldiges Wiedersehen, vielleicht auch endlich mal auf der Insel. Un abrazo – Jana